Das Aromatogramm – Was ist es & was kann es?

Der Name Aromatogramm leitet sich von dem Begriff Antibiogramm und dem griechischen Wort „aroma“ ab. Es handelt sich hierbei um eine kombinierte Testung, in der zuerst die vorhandenen Bakterien isoliert und bestimmt werden und dann deren Empfindlichkeit gegenüber verschiedenen ätherischen Ölen getestet wird.

Bakterielle Infektionen beim Pferd

Infekte und Wundinfektionen

Die Erstellung eines Aromatogramms macht immer dann Sinn, wenn das Pferd eine schlecht heilende (Haut-)wunde aufweist. Bei der Infektion von Wunden aller Art mit Bakterien kommt es zu einer entzündlichen Reaktion, die der Körper zu bekämpfen bestrebt ist. In vielen Fällen reichen die körpereigenen Abwehrkräfte und Heilungsmechanismen aus, während in anderen Fällen mit Antibiotika, Kräutern oder anderen Heilmitteln nachgeholfen werden muss. Bei Wunden, die sich immer wieder eröffnen, die sich nicht schließen wollen und eine nicht kontrollierbare Infektion entwickeln, liegt der Verdacht nahe, dass es sich hier um eine mit Bakterien kontaminierte Wunde handelt, die die Selbstheilungskräfte des Körpers übersteigt und Hilfe von außen benötigt. In vielen Fällen handelt es sich hierbei um Wunden, die bereits mehrfach vorbehandelt sind, beispielsweise mit mehreren verschiedenen Antibiotika. Es liegt der Verdacht nahe, es könnte sich um eine Infektion mit multiresistenten Keimen handeln.

Der Nachweis von Bakterien

Nun ist es von besonderer Wichtigkeit, die Keime zu isolieren und zu identifizieren. Dies wird in einem spezialisierten Labor unter sterilen Bedingungen durchgeführt. Dafür ist eine Probe des infizierten Materials notwendig.

Für unser Labor reicht hier beispielsweise eine Haarprobe, oder Sie nutzen unseren speziellen Proben-Tupfer, mit dem Sie einen Abstrich aus der zu untersuchenden Wunde entnehmen und steril verpackt an unser Labor einsenden können. Hier vor Ort wird im ersten Schritt das Probenmaterial auf verschiedenen Nährböden ausgebracht und die Bakterien werden angezüchtet, isoliert und schließlich bestimmt.

Ätherische Öle in der Heilkunde

Die Aromatherapie ist die Heilkunde der ätherischen Öle. Hierbei werden die Öle bei verschiedenen Krankheiten innerlich und äußerlich angewendet, um die Krankheitssymptome zu lindern und die Ausheilung zu unterstützen.

Was sind ätherische Öle?

Ätherische Öle sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in speziellen Öldrüsen von der Pflanze produziert und gespeichert werden. Ihre Aufgaben sind unter anderem das Anlocken von bestäubenden Insekten, wie Bienen oder Hummeln und gleichzeitig das Fernhalten von Schädlingen und der Bekämpfung von Pilzinfektionen und bakteriellen Infekten.

Bei ätherischen Ölen handelt es sich um besonders komplexe Gemische verschiedener Stoffe. Ein Öl kann dutzende verschiedene Komponenten enthalten und ist tatsächlich auch von Standort zu Standort und Erntezeitpunkt zu Erntezeitpunkt leicht unterschiedlich zusammengesetzt.

Einsatz in der Heilkunde

Schon im alten Ägypten wurden Pflanzenteile, meist in Form von Räucherwerk, verwendet, um Rituale und Therapien zu begleiten und zu unterstützen. Der Chemiker René-Maurice Gattefossé behandelte im Juli des Jahres 1910 eine Verbrennung an seiner eigenen Hand mit Lavendelöl – möglicherkweise einzig aus dem Grund, weil er nichts anderes zur Hand hatte – und war erstaunt, wie gut und vollkommen ohne Narbenbildung die Verbrennungen abheilten. Daraufhin intensivierte er seine Forschungen in diesem Bereich und versorgte bereits im Ersten Weltkrieg Soldaten mit ätherischen Ölen. Er prägte die Anwendung der ätherischen Öle in der Heilkunde, ebenso wie den Begriff „Aromatherapie.“

Die Wirkung von ätherischen Ölen

Ätherische Öle wirken nicht nur als Lockstoffe, sondern vor allem als Schutz für die Pflanzen. Deshalb besitzen sie antibakterielle, antimykotische und viruzide Eigenschaften. Sie wirken also sowohl gegen Bakterien, gegen Pilze, als auch gegen Viren. Weiter sind sie auswurffördernd und können bei Husten eingesetzt werden, wirken reizend und durchblutungsfördernd, gleichzeitig wärmend, verdauungsfördernd, krampflösend und beruhigend – beispielsweise werden Kinder mit Anis-Kümmel-Fenchelöl behandelt wenn sie Bauchschmerzen haben.

Das Aromatogramm

Vergleichend mit dem Antibiogramm wird auch beim Aromatogramm die Empfindlichkeit der vorher isolierten Keime getestet. Während beim Antibiogramm verschiedene Antibiotika getestet werden, sind es beim Aromatogramm ätherische Öle.

Methodik des Aromatogramms

Nachdem nun im Labor die Keime angezüchtet und isoliert wurden, wird pro nachgewiesenem Keim ein Nährboden mit ihm beimpft. Dazu wird er meist in etwas Flüssigkeit gelöst und diese wird dünn auf dem Nährboden aufgetragen. Nun werden kleine Plättchen, die mit dem ätherischen Öl getränkt sind, in definierten Abständen auf dem Nährboden verteilt. Jedes Plättchen enthält ein anderes ätherisches Öl.

Im nächsten Schritt wird der Nährboden zur Bebrütung einige Tage unter kontrollierten Bedingungen stehengelassen und danach beurteilt. Der gesamte Nährboden ist nun mit dem Keim bewachsen – außer die Stellen rund um die Plättchen mit den ätherischen Ölen.

Ist ein ätherisches Öl nicht wirksam, kann also das Wachstum des Keims nicht hemmen, ist kein sogenannter Hemmhof um das getränkte Plättchen sichtbar. Der Keim konnte trotzdem wachsen. Ist das ätherische Öl allerdings wirksam und kann den Keim am Wachstum hindern, zeigt sich ein Hemmhof. Dies ist ein runder Bereich um das in ätherischem Öl getränkte Plättchen, in welchem der Keim nicht wachsen konnte.

Anwendung der Ergebnisse in der Praxis

Nach Durchführung des Aromatogramms wissen Sie nun folgende Dinge:

  • Welche Keime sind bei Ihrem Pferd vorhanden?
  • Welche ätherischen Öle wirken dagegen?

Damit können Sie nun für die weitere Behandlung von Ihrem Tierarzt oder einem Apotheker beispielsweise eine Salbe anmischen lassen, welche diese ätherischen Öle enthalten. Damit behandeln Sie die infizierte Wunde und die Abheilung kann beginnen.

Ätherische Öle sind reizend und können in seltenen Fällen zu Hautreizungen und allergischen Reaktionen führen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie die Öle nicht pur anwenden sondern in einer verdünnten Salbe und dass Sie im Vorfeld Rücksprache mit Ihren Tierarzt oder Therapeuten halten.

Individuelle Ölmischungen für jedes Tier und jede Wunde!

Jedes Tier ist anders – aber auch jede Wunde ist einzigartig. Dies bedeutet, dass Sie die Ergebnisse vom Aromatogramm eines Pferdes nicht auf ein anderes Pferd oder selbst auf eine andere Wunde, beispielsweise zwei Wochen später beim selben Pferd, übertragen können. Die Infektion ist immer einzigartig und je nach vorhandenem Keim und erfolgter Vorbehandlung bedeutet dies, dass die Mischung, die im ersten Fall geholfen hat nicht unbedingt im aktuellen Fall wieder ihre Wirkung zeigt.

In diesem Fall ist es ratsam, erneut ein Aromatogramm anfertigen zu lassen.

Weitere offene Fragen?

Bitte zögern Sie nicht, Ihre Fragen in die Kommentare zu schreiben, oder sich direkt mit uns in Verbindung zu setzen! Schreiben Sie mir gern eine Mail unter: badura@sension.eu

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