Ein Wurmbefall und seine Bekämpfung ist im Pferdebereich keine Unbekannte. Sowohl Tierärzte als auch Pferdebesitzer kümmern sich sorgfältig um das richtige Management rund um die Endoparasiten. Doch nicht nur die fortschreitenden Resistenzen gegen die Entwurmungspräparate, sondern auch der Wunsch nach natürlichen Alternativen zur „Chemiekeule“ lassen den Einsatz von Kräutern als „natürliche Wurmkur“ ansteigen. Doch wirken diese Kräuter überhaupt, oder ist der Einsatz eines chemischen Präparates unumgänglich?
Endoparasiten im Pferd
Zuerst einmal werfen wir einen Blick auf die Endoparasiten, die im Pferd vorkommen können. Es gibt eine Reihe von Magen-Darm-Parasiten, die dem Pferd vor allem bei massenhaftem Befall starke gesundheitliche Probleme verursachen können. Sogar starke Koliken und Todesfolge können auf einen unbehandelten Wurmbefall folgen, weshalb das Management besonders wichtig ist. Vor allem Jungpferde, Senioren und kranke Pferde benötigen eine regelmäßige Kontrolle und Unterstützung.
Kleine Strongyliden
Die häufigste Wurmart, die in Deutschland unseren Pferden Probleme bereitet, sind die kleinen Strongyliden. Diese Würmer sind in geringer Anzahl im Pferd ungefährlich und steigern sogar die Abwehrkräfte des Immunsystems. Eine völlige Wurmfreiheit wird in neuester Forschung mit dem vermehrten Auftreten von Allergien in Verbindung gebracht. In höherer Menge machen aber auch die kleinen Strongyliden Probleme und können vor allem bei Jungpferden eine ernsthafte Erkrankung auslösen, die larvale Cyathostominose genannt wird. Diese endet nicht selten für die betroffenen Pferde tödlich.
Große Strongyliden
Weiter zu nennen sind vor allem die großen Strongyliden als gefährliche Endoparasiten. Die LarvenLarve ist ein Entwicklungsstadium, das zwischen dem Ei und dem Erwachsenenstadium bei Amphibien und Insekten angesiedelt ist. More dieser Wurmart wandern durch den Körper und können starke Koliken auslösen, die nicht selten mit dem Tod des Pferdes enden. Durch die jahrelang praktizierte Strategische Entwurmung sind die großen Strongyliden in Deutschland nahezu ausgerottet worden und heute kaum mehr problematisch. Vor allem Pferde aus dem östlichen Ausland sollten vor dem Einstallen in den Betrieb unbedingt beprobt und entwurmt werden, um ein Einschleppen dieser Würmer unbedingt zu verhindern.
Bandwurm
Auch der Bandwurm wird allen Pferdebesitzern ein Begriff sein. Dieser Wurm löst ebenfalls starke Pathologien aus und sollte regelmäßig erfolgreich bekämpft werden. Da der Pferdekörper dem Bandwurm kaum eine eigene Immunität entgegensetzen kann, wie es beispielsweise bei den kleinen Strongyliden oder den Spulwürmern ist, sollte bei einem Befall der gesamte Pferdebestand entwurmt werden und die Koppeln, Ausläufe und Paddocks nach festem Hygieneplan gereinigt werden.
Oxyuris equi und andere Parasiten
Natürlich gibt es neben den oben genannten Endoparasiten noch eine Reihe weiterer, möglicher Parasiten unserer Pferde. Einen möchten wir noch kurz erläutern, da dieser immer wieder zu Verwirrung und Unmut führen, wenn die selektive Entwurmung durchgeführt wird. Diese Parasiten heißen Oxyuris equi, oder auf Deutsch “Pfriemenschwänze”. Hier passiert die Eiablage nicht im Darm, wie bei den anderen oben genannten Würmern. Dementsprechend können bei einer normalen Kotprobe auch keine Wurmeier der Oxyuren nachgewiesen werden. Das Weibchen legt die Eier außerhalb des Pferdes ab, indem es aus dem Anus auswandert und die Eier in Eipaketen mit einer gelblichen Sekretspur rund um den Anus auf die Haut „klebt“. Das führt zu Juckreiz. Bei Pferden, die sich also ausschließlich die Schweifrübe und den Hintern jucken, unbedingt auch hieran denken. Nachgewiesen werden die Würmer dann mit der Tesafilm-Abklatsch-Methode.
Resistenzlage gegen Anthelminthika und die neue Methode selektive Entwurmung
Wie oben erwähnt, hatte die jahrelang praktizierte Strategische Entwurmung eine besondere Bedeutung dabei, die zu dieser Zeit vorherrschenden großen Strongyliden auszurotten und die Gesundheit unserer Pferde sicherzustellen. Bei dieser Methode wurde mindestens 4x jährlich zu einem festgesetzten Zeitpunkt entwurmt. Der große Erfolg dieser Methode wird in neuester Zeit jedoch von einer schnellen Resistenzentwicklung verschiedener Endoparasitenarten – vor allem der kleinen Strongyliden – überschattet.
Dieser Fakt drängt die Tierärzteschaft und die Pferdewelt zum Umdenken. Ein Entwurmen ohne vorherige Kontrolle und den Nachweis, ob überhaupt Würmer im Pferd vorhanden sind, oder nicht, ist nicht mehr Zeitgemäß, sondern ist zu einer vermeidbaren Belastung für Mensch, Tier und Umwelt geworden.
Selektive Entwurmung als neuer Weg
Mit dem Ausrotten der großen Strongyliden durch die Strategische Entwurmung wurde der Weg frei für die kleinen Strongyliden. Diese konnten sich nun besser ausbreiten und entwickelten mit der Zeit, ähnlich wie wir es von antibiotika-resistenten Keimen kennen, eine Immunität gegen bestimmte, bisher mit Erfolg angewendete Anthelminthika (Entwurmungspräparate).
Wird nun wie bisher 4x im Jahr entwurmt ohne eine Kontrolle, ob die vorhandenen Endoparasiten auch durch die Wurmkur abgetötet werden, kann sich eine resistente Wurmpopulation so stark vermehren, dass das Pferd gesundheitliche Probleme bekommt. Der große Schreck dabei ist, dass dies trotz regelmäßiger Entwurmung passiert! Um dies zu vermeiden, kommt die neue Taktik der Selektiven Entwurmung zur Anwendung.
Hier wird vor einer geplanten Wurmkur eine Kotprobe gesammelt und in ein spezialisiertes Labor eingesendet. Dadurch wird zum ersten Mal ersichtlich: wie viele Würmer hat mein Pferd und welche Wurmarten sind vertreten? Und auch die Frage wird geklärt, ob der Befall relevant ist für eine Entwurmung. Besonders wichtig ist die Nachkontrolle nach der erfolgten Entwurmung. Denn nur mit dieser Nachkontrolle, kann die Wirksamkeit sichergestellt werden! Vergleichbar ungefähr mit einem Antibiogramm bei Bakterien, ob diese auf das angewendete Antibiotikum überhaupt sensibel reagieren. Lesen Sie hierzu unbedingt unseren Blogartikel McMaster und Wirksamkeitskontrolle für alle Infos, warum die Nachkontrolle so ungeheuer wichtig ist.
Anthelminthika oder Kräuter – was wirkt wann?
Nicht nur die fortschreitende Resistenzentwicklung der kleinen Strongyliden gegenüber der Entwurmungspräparate, auch der Wunsch vieler Besitzer nach einer nicht chemischen Alternative sorgt dafür, dass der Einsatz von Kräutern zur Entwurmung in letzter Zeit wieder zunimmt. Doch können Kräuter überhaupt wirksam die Endoparasiten bekämpfen und so die Gesundheit unserer Pferde sicherstellen?
Was sind Anthelminthika?
Anthelminthika sind chemische Arzneimittel, die Magen-Darm-Parasiten töten oder soweit schwächen, dass diese aus dem Organismus ausgespült und somit unschädlich gemacht werden können. Es gibt verschiedene Präparate, die beim Pferd eingesetzt werden. Sie haben die Gemeinsamkeit, dass es sich um Nervengifte handelt, welche die Parasiten auf die ein oder andere Weise unschädlich machen, ohne dem Wirt, also in diesem Fall dem Pferd, zu schaden.
Dennoch gibt es Nebenwirkungen, die auftreten können. Vor allem Pferde mit einem eingeschränkt aktiven Stoffwechsel, z.B. mit EMS, Pseudo-Cushing oder PPID, können durch die Wurmkur stark belastet werden. Es gibt auch Erfahrungsberichte, dass bei solchen Tieren mit der Entwurmung ein erneuter Hufreheschub ausgelöstwerden kann.
Nicht nur die starken Nebenwirkungen sollten Grund für einen achtsamen Umgang mit Anthelminthika sein, sondern auch die starke Resistenzentwicklung. Es gibt in Deutschland 4 zugelassene Wirkstoffe gegen die Endoparasiten (außer Bandwurm): Benzimidazole, Pyrantel, Ivermectin und Moxidectin. Gegen Benzimidazole und Pyrantel liegen deutschlandweit flächendeckend (also in allen Bundesländern nachgewiesene) Resistenzen vor. Auch gegen das „Reserveanthelminthikum“ Moxidectin gibt es erschreckenderweise bereits Berichte einer Resistenz in einer Eselherde aus England.
Hier kann ich nur noch einmal den Apell an alle Pferdebesitzer richten: machen Sie unbedingt eine Nachkontrolle, ob die eingesetzte Wurmkur wirksam ist! Nur so können Sie Ihr Pferd und alle Pferde langfristig gesund erhalten.
Kräuter als ungefährliche Alternative?
Kräuter sind die Arzneimittel der Natur. Nahezu alle unsere heutigen Arzneimittel leiten sich aus Kräutern (oder Pilzen) ab und wurden, vor ihrer chemischen Synthetisierung, aus Kräutern hergestellt. Es gibt genügend Erfahrungsberichte und Forschungen, dass der Wirkstoffkomplex einer Pflanze nochmal intensiver wirkt als das Einzelmittel, oder dass der Konsum der ganzen Pflanze die Nebenwirkungen deutlich einschränkt, als wenn das chemisch synthetisierte Einzelmittel verwendet wird.
Dies lässt hoffen, dass Kräuter auch im Bereich der Entwurmung unserer Pferde eine vielversprechende Alternative darstellen und uns so helfen können, den Verbrauch der chemischen Anthelminthika einzuschränken.
Angebot und Nachfrage
Viele Pferdefutter-Hersteller und Händler bieten inzwischen „Wurmkräuter“ an. Kamala ist hier zu nennen, Kokosflocken oder besondere Mischungen aus Bitter- und Gerbkräutern wie beispielsweise Wermut. Diese werden dann nach einem besonderen Schema dem Pferd verabreicht, mit dem Versprechen: das Pferd ist danach wurmfrei!
Doch funktioniert das überhaupt?
Zur Vorbeugung geeignet
Wir setzen voraus, dass das zu entwurmende Pferd keine gesundheitlichen Probleme durch den Wurmbefall hat und dass durch eine Kotkontrolle die Wurmbelastung vorher ermittelt wurde.
Sollten Symptome bestehen, oder eine besonders hohe Anzahl an Endoparasiten nachgewiesen worden sein, ist unverzüglich in Begleitung eines Tierarztes chemisch zu entwurmen. Bei Bedarf sogar mehrfach!!
Liegen nun aber keine Probleme vor oder die EpG-Zahl bei der Kotkontrolle liegt noch im tolerablen Bereich, kann natürlich eine Darmstärkung mit Kräutern versucht werden, mit dem Ziel, den Wurmdruck zu senken. Hierbei kommen dann alle genannten Kräuter oder auch Kombinationen dieser in Frage. Auch hier ist, wie bei einer chemischen Entwurmung, vor allem eines unabdingbar wichtig: die Kontrolle danach! Nachdem die Kur mit dem Wurmkräutern abgeschlossen ist, wird eine Wirksamkeitskontrolle durchgeführt! Waren die Kräuter wirksam, umso besser. Wird eine ungenügende Wirksamkeit festgestellt, kann entweder eine weitere Kur mit den Kräutern angeraten werden oder im Zweifel sollte doch zur chemischen Entwurmung gegriffen werden. Dies kann mit uns oder Ihrem Tierarzt besprochen werden.
Zur Begleitung der chemischen Entwurmung
Gern nutze ich auch Kräuter, um die chemische Entwurmung zu unterstützen, den Darm in seinem Milieu und der Gesundheit zu unterstützen und den Würmern das Wiederansiedeln im Darm zu erschweren.
Hierbei starte ich gerne eine Woche vor der Wurmkurgabe mit einer Kräutermischung aus verschiedenen Bitterkräutern und füttere diese nach Packungsanweisung 2 Wochen über die Wurmkurgabe hinaus. Hier zu empfehlen ist die Mischung „Gerbkräuter“ der Firma Natusat.
Weitere offene Fragen?
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