Warum die zeitgemäße und selektive Entwurmung durchaus sinnvoll ist und die Gesundheit Ihres Pferdes positiv unterstützt, konnten Sie bereits in einem unserer früheren Blogartikel lesen. Heute wollen wir uns deshalb mit dem hier eingesetzten McMaster-Verfahren näher beschäftigen und was es für Ihr Pferd leisten kann.
Ein kurzer Rückblick auf die Grundlagen
Die Zeitgemäße, Selektive Entwurmung löst die herkömmliche 3-4-malige Entwurmung des Pferdes pro Jahr ab. Bei der Zeitgemäßen Entwurmung wird dem Tier nicht einfach blindlings eine Wurmkur verabreicht, sondern der Gabe geht eine Testung des Kots auf Parasitenbefall voran. So wird sichergestellt, dass die Pferde nur dann entwurmt werden, wenn wirklich ein Parasitenbefall vorliegt.
Weiterhin wird nicht nur zwischen „Ja“ und „Nein“ unterschieden, sondern über die Analyse der Kotprobe können auch die verschiedenen Wurmarten differenziert werden, die im Pferd vorliegen können, also beispielsweise Strongyliden, Bandwürmer oder Spulwürmer, die vorwiegend beim Jungpferd auftauchen. So kann ganz individuell für jedes Pferd entschieden werden, ob und wie oft es im Jahr entwurmt werden muss.
Dies erspart nicht nur dem Pferd die unnötige Belastung des Organismus mit Nervengiften, sondern bewahrt auch die Umwelt vor dem Eintrag chemischer Stoffe, die vor allem bei Fischen und anderen Gewässerbewohnern besonders toxisch wirken.
Eingesetzte Verfahren
In der Zeitgemäßen und Selektiven Entwurmung werden mehrere verschiedene Verfahren eingesetzt, um die Darmparasiten aufzuspüren und zu identifizieren. Hier ist beispielsweise das McMaster-Verfahren zu nennen, um das es in diesem Blogartikel näher gehen soll. Zusätzlich wird das Verfahren der kombinierten Sedimentation-Flotation angewendet, sowie der Tesafilmabklatsch oder die Larvenanzucht – hierzu wird es bald ebenfalls Blogartikel geben.
Die große Bedeutung des McMaster-Verfahrens
Das McMaster-Verfahren bildet das Herzstück der Zeitgemäßen und Selektiven Entwurmung des Pferdes. Aufgrund dieses Verfahrens ist es möglich, den Wurmbefall nicht nur festzustellen, sondern auch eine zuverlässige Aussage über die Stärke des Befalls treffen zu können.
Wer hat’s erfunden?
Das McMaster-Verfahren wurde an der Veterinärmedizinischen Universität der LMU München im Rahmen einer Doktorarbeit entwickelt und wissenschaftlich ausgewertet. Es bietet eine hohe Sicherheit bei dem Nachweis von Strongyliden-Eiern und auch beim Nachweis von Spulwurm-Eiern in der Kotprobe. Im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchung wurde eine Formel entwickelt, mit der anhand des modifizierten McMaster-Verfahrens das Auszählen der Eier ermöglicht wird.
Was passiert beim McMaster?
Um die modifizierte McMaster-Untersuchung durchzuführen, ist eine frische Kotprobe erforderlich. Für dieses Verfahren ist es nicht nötig, über mehrere Tage Kot zu sammeln. Schicken Sie einfach eine frische Probe von Ihrem Pferd ein.
Warum kein Sammeln?
Es ist recht einfach zu erklären, warum beim McMaster keine Sammelkotprobe genommen werden muss. Hier werden Strongyliden- und bei Jungpferden auch Spulwurm-Eier nachgewiesen. Diese werden kontinuierlich im Kot ausgeschieden, was bedeutet, mit jedem Kotbollen gehen in etwa dieselbe Menge Endoparasiten-Eier ab. Beim Bandwurm ist im Gegensatz dazu bekannt, dass dieser nur phasenweise ausgeschieden wird. Hier wäre die Sammelkotprobe für eine höhere Nachweiswahrscheinlichkeit unerlässlich.
Wie erfolgt die Laboranalyse der Kotprobe?
In unserem Labor wird die Kotprobe mit dem modifizierten McMaster-Verfahren weiter untersucht. Hierbei wiegen unsere Labormitarbeiter jeweils 8 g der frischen Kotprobe ab und geben exakt 40 ml Wasser hinzu. Es ist hierbei besonders wichtig, sich an diese Angaben zu halten, damit die Formel, mit der später das Ergebnis hochgerechnet wird, auch korrekt angewendet werden kann.
Nach einigen Arbeitsschritten im Labor wird schließlich die sogenannte McMaster-Zählkammer befüllt. Dies ist eine Kammer aus Plastik, die nach genauen Maßstäben gefertigt ist und zwei Kammern beinhaltet, die mit der bearbeiteten Kotprobe befüllt werden. Die Probe wird von einem geschulten Laboranten unter dem Mikroskop durchgemustert und die gefundenen Eier dokumentiert. Die ausgezählte Eianzahl wird dann in die Formel eingetragen und dies ergibt den EpG-Wert.
Eizahl pro Gramm Kot
Der EpG-Wert steht für „Eizahl pro Gramm Kot“. Das modifizierte McMaster ist also in der Lage, die Eianzahl der Strongyliden- oder auch der Spulwurmeier auf das Gramm genau anzugeben. Diese genaue und vergleichbare Angabe macht es möglich, die Eiausscheidung beim Einzelpferd zu überwachen und nachzuvollziehen, ob ein Wurmbefall stärker wird, schwächer wird, oder gar nicht auftritt.
Auch ist der EpG-Wert ausschlaggebend dafür, ob das Pferd entwurmt werden sollte oder nicht. Bei Werten die unterhalb des Schwellenwerts von 200 EpG liegen wird keine Entwurmung empfohlen. Dies ist als geringer Wurmbefall zu klassifizieren, der beim gesunden Pferd keine Probleme bereitet.
Ab einem Wert von 200 EpG und drüber wird eine Entwurmung empfohlen. Natürlich ist es immer eine individuelle Entscheidung, ob ein Pferd entwurmt werden muss oder nicht. Der EpG-Wert gibt hierbei einen Anhaltspunkt. Der Tierbesitzer und der behandelnde Tierarzt entscheiden dann gemeinsam, ob entwurmt wird, oder nicht. Beim kranken Pferd kann es beispielsweise sinnvoll sein, auch bei Werten unter 200 EpG zu entwurmen, um einen exponentiellen Anstieg des Wurmbefalls aufgrund eines geschwächten Immunsystems zu verhindern. Genauso kann bei einem Pferd mit über 200 EpG, das beispielsweise an einer Hufrehe leidet, entschieden werden, die Entwurmung noch etwas hinauszuzögern, um den ohnehin schon belasteten Organismus nicht noch weiter zu schädigen.
Entwurmungsempfehlung
In unserem Befund finden Sie nicht nur die Angabe des EpG-Wertes sondern auch eine Entwurmungsempfehlung. Wenn der Wert also über 200 EpG liegt und wir eine Entwurmung anraten, geben wir Ihnen auch immer die Empfehlung eines Mittels, also ob es unserer Meinung nach sinnvoll ist, mit Pyrantel, Ivermectin oder Moxidectin zu entwurmen.
Dies ist eine Empfehlung, die wir aufgrund empirischer Daten treffen und an die Ergebnisse Ihres Pferdes anpassen. Je regelmäßiger Sie bei uns messen lassen, desto mehr Daten können wir erheben und desto genauer fallen unsere Empfehlungen aus. Dennoch sind es weiterhin nur Empfehlungen. Die letzte Entscheidung, mit welchem Mittel Sie entwurmen, treffen Sie schlussendlich gemeinsam mit Ihrem behandelnden Tierarzt.
Die Wirksamkeitskontrolle
Sinn und Zweck des modifizierten McMaster ist es einerseits dem Pferd sinnlose Entwurmungen zu ersparen. Andererseits kämpft die Tiermedizin seit Jahren mit steigenden Resistenzen der Endoparasiten gegenüber den vorhandenen Entwurmungspräparaten.
Wie eine Resistenz gegen Antibiotika
Sie kennen es sicher von den in den Medien oft angesprochenen resistenten Bakterien, bei denen eines oder sogar mehrere Antibiotika keine Wirkung mehr zeigen. Dies ist als besorgniserregend einzustufen, da hier eine Infektion mit einem einfachen Bakterium zu schweren Krankheitsverläufen führen kann.
Ähnliches wird auch beim Befall des Pferdes mit Endoparasiten beobachtet. Hier besteht die Gefahr, dass die kleinen Strongyliden eine Resistenz gegenüber dem eingesetzten Wirkstoff entwickeln und dann durch die Entwurmung nicht sicher abgetötet werden. Dies ist nicht nur schlimm für das betroffene Pferd, das weiterhin unter einem teils starken Wurmbefall leidet, sondern auch für Pferde, die mit diesem Pferd in Kontakt sind, denn über den Kot infizieren sich die Partner-Pferde ebenfalls mit den resistenten Würmern und verbreiten so die Resistenz, oftmals auch über mehrere Ställe hinweg.
Die Wirksamkeit erhalten
Da uns nur wenige Präparate zur Verfügung stehen, muss es das erklärte Ziel sein, die Wirksamkeit dieser Präparate unbedingt zu erhalten und die resistenten Würmer möglichst auszurotten. So können auch Pferdepopulationen, die einmal gegen einen bestimmten Wirkstoff resistente Würmer aufgewiesen haben, durch ein konsequentes Management mit Kotproben und Wirksamkeitskontrollen wieder „gereinigt“ werden.
Wie wird eine Wirksamkeitskontrolle durchgeführt?
Grundsätzlich ist eine Wirksamkeitskontrolle ein abgewandeltes McMaster-Verfahren. Hierbei schicken Sie ebenfalls den Kot Ihres Pferdes ein, wir untersuchen diesen im Labor und geben Ihnen die EpG an. Ob eine von Ihnen durchgeführte Entwurmung wirksam war, können wir anhand der Wirksamkeitskontrolle recht sicher sagen. Dazu sind jedoch einige Dinge zu beachten.
Step 1: modifiziertes McMaster
Erst einmal gilt es herauszufinden, ob Ihr Pferd überhaupt entwurmt werden muss. Denn nur wenn wir wissen, wie viele EpG sich im Kot befunden haben, bevor eine Entwurmung durchgeführt wird, können wir auch sagen, ob diese wirksam war oder nicht.
Sie schicken uns also eine Kotprobe und bekommen von uns einen Befund. Im besten Falle: nicht entwurmungsrelevant. Oder aber, ab einem Befund von über 200 EpG: entwurmungsrelevant.
Step 2: Entwurmung
Nun entwurmen Sie Ihr Pferd mit dem von uns empfohlenen oder von Ihrem Tierarzt ausgewählten Wirkstoff.
Step 3: Wirksamkeitskontrolle
14 Tage nach erfolgter Entwurmung nehmen Sie erneut Kot von Ihrem Pferd ab und schicken diesen in unser Labor. Wichtig sind nun zwei zusätzliche Angaben:
- Mit welchem Wirkstoff haben Sie entwurmt?
- Wann haben Sie entwurmt?
Wir analysieren die Wirksamkeitskontrolle und können Ihnen dann im besten Falle die erhoffte Antwort geben: Entwurmung erfolgreich.
Fehlerquellen
Achten Sie darauf, Fehlerquellen auszuschließen. Eine Fehlerquelle könnte sein, dass die Wurmkur nicht ausreichend hoch dosiert wurde, also beispielsweise das Gewicht des Pferdes falsch eingeschätzt wurde oder aber etwas von der Paste beim Verabreichen daneben gelandet ist. In diesem Fall kann auch bei ausreichender Wirksamkeit des Präparats ein Restbestand an Würmern im Pferd verbleiben, da die Dosis zu gering war. Hier besteht eine erhöhte Gefahr der Resistenzentwicklung, weshalb auch in diesem Fall unbedingt nachtentwurmt werden soll.
Warum ist manchmal die Entwurmung nicht erfolgreich?
Wenn Sie von uns die Info zurückbekommen, dass die Entwurmung nicht erfolgreich gewesen ist, gilt es im ersten Moment, auf Fehlersuche zu gehen. Können Sie aber mit Sicherheit sagen, dass die Wurmkur korrekt durchgeführt wurde und auch korrekt dosiert worden ist, liegt der Schluss nahe, dass eine Resistenz vorliegt.
In diesem Fall darf der angewendete Wirkstoff nicht mehr bei diesem Pferd und auch im gesamten Pferdebestand des betroffenen Hofes / des betroffenen Stalles nicht mehr angewendet werden, da ja die Würmer nicht nur in einem Pferd leben, sondern auch auf der Koppel, dem Reitplatz, in den Boxen und am Putzplatz zu finden sind und sich von Pferd zu Pferd verbreiten.
Weiterhin muss unbedingt nachentwurmt werden, am besten sogar der gesamte Pferdebestand, um eine Ausbreitung der resistenten Würmer unbedingt zu verhindern. Auch in diesem Fall ist dann eine Wirksamkeitskontrolle dringend anzuraten, denn es grenzt an einen Super GAU, wenn die Wurmpopulation gegenüber zweier unserer Anthelminthika bereits resistent wäre!
Weitere offene Fragen?
Bei Bedarf bieten wir Ihnen eine detaillierte Beratung durch unsere Tierärztin Lea Badura an. Schreiben Sie hierzu bitte eine Mail mit den oben genannten Informationen und dem Befund an: badura@sension.eu