In diesem Beitrag möchten wir einen Überblick geben, wie die Darmflora beim Pferd aufgebaut ist und wie eine Entgiftung stattfinden kann. Einen ersten Überblick über die Darmgesundheit Ihres Pferdes liefert Ihnen unser Analyseset SensioScreen Check-up Pferd.
Grundlegende Fakten zum Magen-Darm-Trakt des Pferdes
Für ein unbeschwertes Leben ist ein gesunder Magen-Darm-Trakt besonders wertvoll. Im Darm liegen 80% des Immunsystems, sodass sich in vielen Fällen auch Haut- und Lungenprobleme auf ein zugrundeliegendes Darmproblem zurückführen lassen. Die Verdauung beginnt im Maul, wo die Zähne die Nahrung zerkleinern und der basische Speichel mit dem Nahrungsbrei vermengt wird.
Magen
Der Pferdemagen produziert rund um die Uhr Magensäure, weshalb kurze Fresspausen und ein gründliches Einspeicheln der Nahrung essenziell sind. Das Raufutter rutscht nun in den Magen und wird dort mit der sauren Magensäure vermengt. Untersuchungen zeigen, dass Kraftfutter eher aus der Speiseröhre in den Magen „plumpst“ und damit die Magensäure aufspritzen lässt, sodass die empfindliche Magenschleimhaut zusätzlich gereizt wird. Deshalb ist es wichtig, erst Raufutter zu füttern, bevor Sie Kraftfutter geben. Bei Pferden, die zu jeder Tages- und Nachtzeit Heu zur Verfügung haben, kann in den meisten Fällen die Kraftfuttergabe direkt erfolgen, da diese Pferde keinen leeren Magen haben.
Dünndarm
Weiter geht’s mit dem Dünndarm. Hier wird der Nahrungsbrei aufgespalten und Vitamine, Mineralien und vor allem Zucker verdaut. Aufgrund der Verdaulichkeit ist Hafer seit jeher das Getreide, was Pferde übrigens am besten vertragen, denn der Zucker, der im Hafer enthalten ist, wird zu über 90% im Dünndarm verwertet und gelangt somit nicht in den Dickdarm. Bei Mais, Gerste, etc. ist dies etwas anders. Hier gelangt viel Rest-Stärke in den Dickdarm und wirft dort die Darmflora durcheinander.
Dickdarm
Die Flora im Dickdarm ist darauf ausgelegt, Rohfasern zu verdauen, weshalb der Zuckereintrag schädlich ist und die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringt. Der Dickdarm und vor allem der Blinddarm des Pferdes gelten als Gärkammer. Die hier ansässigen Mikroorganismen sind die physiologische Darmflora des Pferdes, die es benötigt, um Rohfaser, also vor allem Cellulose und Lignin, aufzuspalten und für sich nutzbar zu machen. So werden diese schwer verdaulichen Kohlenhydrate auch verdaut und umgewandelt in einfache Kohlenhydrate – Glukose. Weiter wird im Dickdarm vor allem Wasser rückresorbiert und die Syntheseprodukte der Mikroorganismen aufgenommen. Hier beispielsweise B-Vitamine. Ein Pferd mit einer gesunden Darmflora wird von diesen mit B-Vitaminen versorgt, braucht diese also nicht extern durch Futter oder Mineralfutter aufzunehmen. Pferde mit verschobener Darmflora oder einem erhöhten Vitamin-B-Bedarf benötigen dennoch die Zufütterung von außen.
Verschobene Darmflora beim Pferd – was tun?
Die Darmflora des Pferdes kann auf zwei Arten abweichen:
- Es können bestimmte Darmkeime fehlen, die eigentlich vorhanden sein sollten.
- Möglicherweise haben sich pathologische Keime angesiedelt, die Toxine sezernieren und so das Pferd von innen heraus krank machen.
Im ersten Fall ist eine Substitution der fehlenden Keime nötig, im zweiten Fall eine grundlegende Darmentgiftung. Meist liegt jedoch eine Mischform vor, sodass man in einem ersten Schritt den Darm entgiftet und in einem zweiten Schritt die Darmflora wieder aufbauen muss.
Entgiftung des Darms
Die Entgiftung setzt man erstmal für 6-8 Wochen an. In den allermeisten Fällen ist eine Verschiebung der Darmflora beim Pferd jedoch eine besonders hartnäckige Geschichte, sodass die Behandlung deutlich verlängert werden muss. Oft muss man während der Therapie auch das Präparat wechseln, um sich den wechselnden Gegebenheiten im Pferd anzupassen. Dies passiert nicht selten.
Zur Entgiftung empfehle ich sehr gern Produkte der Firma Natusat, da ich dort durch meine beratende Tätigkeit über die Zusammensetzung der Produkte zweifelsfrei Bescheid weiß und von ihrer Qualität überzeugt bin.
Klinoptilolith-Zeolith
Das Gesteinsmehl wird mit einer Dosis von 1-2x tgl. 30g gegeben. Klinoptilolith ist eine besondere Form des Zeoliths, welches Mineralien im Futter unangetastet lässt und auch das Calcium nicht aus den Knochen auswäscht, weshalb es sehr gern in der Humanmedizin eingesetzt wird und auch zur längerfristigen Fütterung geeignet ist.
Seine Aufgabe ist das Binden von Giftstoffen, wie beispielsweise Bakterientoxinen und von der Leber über die Galle ausgeschiedenen Giften. Sehr gern wird Klinoptilolith auch begleitend bei Lebertherapien durch Mariendistelsamen eingesetzt, um den entero-hepatischen Kreislauf zu durchbrechen: die Leber bindet Gifte an Gallenfarbstoffe, welche mit der Galle in den Darm abgegeben werden. Später im Dünndarm wird ein Teil dieser Gallenbestandteile rückresorbiert, damit die Leber nicht ständig neue herstellen muss. Dabei wird auch ein Teil der an sie gebundenen Gifte rückresorbiert und gelangen somit wieder in den Körper. Klinoptilolith verhindert dies und effektiviert somit die Entgiftungsleistung der Leber.
Aktivkohle aus Pflanzen
Aktivkohle ist vermutlich vielen ein Begriff aus der Therapie von akuten Vergiftungen und Magen-Darm-Beschwerden. Dies liegt an der hervorragenden Fähigkeit der Kohle, Giftstoffe aller Art zu binden und dadurch unschädlich zu machen. Sie passiert also den Darm und bindet dort beispielsweise Toxine an sich, die sich durch eine verschobene Darmflora bilden.
Aktivkohle für Pferde gewinn man aus Pflanzenmaterial, wie beispielsweise Holz-Hackschnitzeln. Diese verarbeitet man zu Kohle und vermahlt (mikronisiert) die großen Kohlebrocken besonders fein , was die Bindungskapazität erhöht. Kohle wird von den meisten Pferden im Mash oder anderem nassen Futter wie Grascobs, gut aufgenommen und kann effektiv die Entgiftung des gesamten Körpers unterstützen.
Koriander
Koriander wird 1-2x tgl. mit einer Dosis von ca. 20g gegeben. Er wird vor allem dafür eingesetzt, Pilze und deren Gifte zu binden. Ein Pilzbefall im Darm geschieht oft durch Schimmelpilze, die entweder im Heu, mit Müslifutter, oder durch eine ungenügende Hygiene von Futtertrögen, Heuraufen, Tränkebecken oder ungenügender allgemeiner Stallhygiene vom Pferd aufgenommen werden. Diese Pilze siedeln sich im Darm an und wachsen oft invasiv, was bedeutet, sie infiltrieren die Darmwand und wachsen in der Schleimhaut. Von dort geben sie ihre Stoffwechselprodukte, die Pilztoxine, in den Darm ab. Hier setzt Koriander an. Ich empfehle gern den Koriander der Firma Natusat. Die Kräuter werden von einem namhaften Lieferanten bezogen und weisen Apothekenqualität auf.
Chlorella
Die Mirkoalge Chlorella wird in Pulverform mit einer Dosis von 1x tgl. 15-20g gegeben. Pelletpräparate entsprechend der Dosierungsanweisung der Hersteller. Chlorella ist eine Süßwasseralge, die Mineralien, Vitamine und Protein liefert, wobei dies vernachlässigbar ist. Viel wichtiger ist ihre entgiftende Wirkung, die sich auf Toxine, Pilze und auch auf Schwermetalle bezieht. Bei der Darmsanierung wird sehr gern Chlorella und Koriander kombiniert eingesetzt.
Gerb- und Bitterkräuter
Ebenfalls von der Firma Natusat gibt es die Kräutermischungen „Gerbkräuter“ und „Bitterkräuter“. Diese beiden Mischungen haben einen hervorragenden Effekt auf die Darmgesundheit. Ihr könnt diese entweder im täglichen Wechsel füttern, bevorzugt jedoch eine der Mischungen an morgen und die andere Mischung abends mit jeweils einer guten Handvoll als Tagesdosis.
Die Bitterkräuter sind in ihrer Wirkung vermehrt ausgelegt auf die Leber und die Anregung der Verdauung, während die Gerbkräuter ihren Wirkungsschwerpunkt im „Gerben“ der Darmflora haben. Sie unterstützen also die Verdauung und die Zellgesundheit der Darmschleimhaut. Weiterhin wirken die Kräuter entzündungshemmend, beruhigend, schleimbildend und teilweise auch antibakteriell, antiviral und fungizid.
Vitalpilze
Die Therapie mit Vitalpilzen kommt aus Asien, vor allem aus dem alten China und gehört dort zu den Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Vitalpilze haben weitreichende Eigenschaften und Wirkungen und können sowohl auf den Darm, als beispielsweise auch auf den Bewegungsapparat, das Herz oder die Nerven positive Auswirkungen haben.
Zur Entgiftung und zum Aufbau des Darms haben sich vor allem zwei Mischungen der Firma CME besonders bewährt:
Gastric Control Gold: Dieses Präparat wird sehr gern bei Problemen mit dem Magen, wie Magengeschwüren, Magenentzündungen und Magenschleimhautreizungen verabreicht. Es ist auch hervorragend geeignet, die Darmgesundheit zu verbessern und die Entgiftung und den Aufbau der Darmflora zu unterstützen.
Gastric Care: Dieses Produkt ist ausschließlich auf die Darmgesundheit ausgelegt. Sehr gern nutze ich es als Nachfolgepräparat zum Gastric Control Gold, sodass man beispielsweise zu Beginn 1-2 Dosen Gastric Control Gold gibt und dann auf Gastric Care wechselt.
Wiederaufbau der verschobenen Darmflora beim Pferd
Wenn gleichzeitig die Darmflora quantitativ und qualitativ verschoben ist, also beispielsweise eine Mirkoorganismen-Gruppe komplett fehlt oder nur in sehr geringer Keimzahl vorhanden ist, empfiehlt sich neben der Darmentgiftung auch der Wiederaufbau der Darmflora. Hiermit beginnt man ca. in der 3.-4. Woche der Entgiftung zusätzlich. Wie viel Zeit der Aufbau der Darmflora in Anspruch nimmt, ist ebenso wenig pauschal zu sagen wie bei der Entgiftung. Grundsätzlich gilt: wenn die Symptome nach dem Absetzen der Präparate wiederkommen, war die Zeit zu kurz und (in den meisten Fällen) nicht die Präparate falsch.
Lebendhefe
Lebendhefe gibt es beispielsweise von Natusat. Das Produkt heißt YeaSacc und enthält die Lebendhefe in verkapselter Form. Diese kleinen Kügelchen passieren den Magen und den Dünndarm unbeschadet und öffnen sich erst im Dickdarm, wo sie ihre Wirkung entfalten können. Dies ist besonders wichtig, da die Hefe im Magen zerstört werden würde oder in Dünndarm eine Fehlverdauung auslösen könnte. Um das Ankommen der Kügelchen im Dickdarm sicherzustellen, darf man das YeaSacc nicht einweichen, sondern muss es in trockenes Futter geben. Wenn ihr nasses Futter, z.B. Grasccobs oder Mash füttert, darf das YeaSacc erst unmittelbar vor der Fütterung dazugegeben werden.
Im Dickdarm angekommen füttert die Lebendhefe die positiven Darmbakterien, die gute Darmflora, sodass diese sich leichter vermehren kann und durch ihr Wachstum die pathologischen Keime unterdrückt und abtötet. Lebendhefe selbst ist also ein Präbiotikum, ein Stoff, der die gesunde Darmflora nährt.
Probiotika
Ein Probiotikum ist ein Produkt, welches lebende Mikroorganismen enthält und diese dem Tier zuführt, sodass sich diese im Darm ansiedeln können. Probiotika sind also ein Versuch, fehlende Bakterienstämme im Pferd wieder anzusiedeln. Eines der wenigen für Pferde erhältlichen Probiotika ist von der Firma PUUR das Probiotic. Die Fütterung des Puur Probiotic macht erst dann wirklich Sinn, wenn die Entgiftung des Pferdes schon etwas vorangeschritten ist, sodass die Keime auch Platz haben, sich im Darm anzusiedeln und dort ein Milieu vorfinden, in dem sie auch überlebensfähig sind. Laut der Firma PUUR ist eine einmalige Gabe des Produkts oft ausreichend. Ich empfehle bei starken Verschiebungen zwei Dosen, gern in Kombination mit dem YeaSacc oder einem vergleichbaren Produkt. Hierbei kann man die zweite Dose mit einer Pause von 2-3 Wochen nach Ende der ersten Dose füttern.
Begleitende Maßnahmen
Begleitend zur Entgiftung und auch zum Darmaufbau bietet sich die Fütterung von Leinsamen an. Leinsamen sind ein wunderbarer Schleimstoff, der die Entgiftung unterstützt und den Darmaufbau fördert. Auf dem Markt gibt es braune und goldene Leinsaat. Braune Leinsamen müssen Sie unbedingt aufkochen, um die enthaltene Blausäure zu inaktivieren und das Produkt fürs Pferd genießbar und sicher zu machen!
Die goldenen Leinsamen sind blausäure-frei und Sie können diese trocken sowie auch nass füttern. Pferde profitieren auch weiter von Leinsamen, was sich beispielsweise an einem glänzenden Fell bemerkbar macht. Auch während der Fellwechselzeit kann deshalb gut mit Leinsamen unterstützt werden.
Individuelle Maßnahmen
Pferde sind grundverschieden. Und so ist jede Verschiebung der Darmflora bei jedem Pferd individuell zu betrachten. Manche Pferde bekommen Kotwasser, manche haben mehr mit Aufgasungen, andere vermehrt mit Koliken zu kämpfen. So individuell sich dieses Problem bei jedem Pferd darstellt, muss sich auch die Therapie individuell an jeden Patienten anpassen lassen. Deshalb sind zu oben genannten Empfehlungen bei Bedarf weitere Präparate oder Behandlungen zu kombinieren.
Bei Kotwasser kann beispielsweise initial die Fütterung von ganzen Flohsamen empfehlenswert sein. Im Falle von Meteorismus (Aufgasung) ist die Fütterung von Anis-Kümmel-Fenchel ratsam. Bei Koliken kann mit Öl oder Colosan/Coffea unterstützt werden.
Im Zweifel fragen Sie immer Ihren Tierarzt!
Wie immer können Sie Ihre Fragen unter diesen Beitrag stellen oder sich direkt bei uns im Labor melden. Bei Fragen, die die Durchführung der Tests betreffen, rufen Sie gern direkt bei Sension an. Bei medizinischen Fragen oder Fragen zur Fütterung, schreiben Sie bitte eine Mail an: badura@sension.eu