KPU beim Pferd – Erkrankung und Stoffwechselstörung

KPU – oder auch Kryptopyrrolurie, Zinkverwertungsstörung oder allgemein Stoffwechselstörung – viele Namen für ein Problem. Was genau ist denn nun KPU, wie können Sie es bei Ihrem Pferd diagnostizieren und was ist zu tun, wenn der Test positiv ausfällt. All diese Infos bekommen Sie in unserem neuen Blogartikel!

KPU – was ist es?

Definition der KPU

Unter KPU – Kryptopyrrolurie – wird eine Störung der Häm-Synthese verstanden. Häm ist ein Farbstoff des Körpers, der vor allem in der Synthese des Hämoglobins, also des roten Blutfarbstoffes eine Rolle spielt. Es wird vermutet, dass es aufgrund einer enzymatischen Störung zum Anstieg von Pyrrolen im Blutkreislauf kommt. Diese Pyrrole sind als reaktive Zwischenprodukte für den Körper belastend und werden deshalb durch eine Reaktion mit Zink und Vitamin B6 unschädlich gemacht und im nächsten Schritt über den Urin ausgeschieden.

In der Humanmedizin

Vorreiter und Entdecker der KPU war Carl Curt Pfeiffer, der die Substanz „Malavaria“ bereits 1969 entdeckte. Geforscht wurde hierbei im Bereich der psychischen Erkrankungen, was es auch sehr deutlich macht, dass eine manifeste KPU oft mit Wesensveränderungen und psychischen Auffälligkeiten einhergeht. Humanmedizinisch ist es inzwischen erwiesen, dass die KPU auch vererbt werden kann. Hierbei ist die Mutter der Elternteil, der eine Veranlagung oder die manifeste Erkrankung auf die Kinder überträgt, da eine Weitergabe über die Mitochondrien in den Eizellen geschieht.

In der Pferdemedizin

Beim Pferd wiederum ist eine genetische Komponente nie nachgewiesen worden und das ist nicht der einzige Unterschied zur KPU des Menschen. Die moderne Entwicklung der Stoffwechselstörungen beim Pferd bezeichnet die KPU inzwischen nicht mehr als eigenständige Erkrankung, sondern viel mehr als ein Symptomkomplex verschiedener Defizite im Pferdekörper. Der Beginn dieser Stoffwechseldefizite liegt, wie bei der KPU des Menschen, in einem Defizit von Zink und Vitamin B6. Daraus resultiert weiterhin ein Mangel des Spurenelements Mangan, sowie weitere renale – also über die Nieren ablaufende – Verluste von Chrom und Magnesium.

Symptomatik der KPU

Zink ist als essenzielles Spurenelement, das das Pferd über die Nahrung aufnehmen muss, an Dutzenden, sogar hunderten Stoffwechselvorgängen beteiligt. Ebenso viele Aufgaben haben Vitamin B6, Mangan, Chrom und auch Magnesium. Dementsprechend ist es nachvollziehbar, dass eine manifeste KPU – oder besser bezeichnet als Zinkverwertungsstörung – nicht nur ein oder zwei spezifische Symptome aufweist, wie beispielsweise bei einer Lungenentzündung, die mit Nasenausfluss und Husten einhergeht.

Stattdessen handelt es sich bei der KPU um einen wahren Symptomkomplex. Die Symptome manifestieren sich nacheinander, gleichzeitig oder vereinzelt – je nachdem, wo der Mangel an den essenziellen Vitalstoffen Zink und Vitamin B6 als erstes manifest wird. Dennoch gibt es eine Häufung bestimmter Symptomatiken, die einen Verdacht auf KPU zulassen:

  • Magen-Darm-Erkrankungen: aufgeblähter Bauch und Blähungen (Meteorismus), Unterbauchschmerzen, Gurtzwang, stinkender Atem, Durchfall, Kotwasser sowie Koliken
  • Psychische Auffälligkeiten: vor allem fehlende Konzentrationsfähigkeit, schwankende, eher depressive Stimmung, Leistungsdefizite, Stressanfälligkeit, Schreckhaftigkeit bis hin zu Panikattacken

Weitere Symptome, die bei einer Zinkverwertungsstörung auftreten können (aber nicht müssen):

Quelle: Wolfgang Claussen auf Pixabay.com
  • Gegensätzliches Verhalten, Wesensveränderungen
  • Extreme Müdigkeit
  • Tränende Augen, Lichtempfindlichkeit
  • „Unarten“ wie Koppen, Weben
  • Headshaking
  • Hyperaktivität
  • Getreide-Unverträglichkeiten
  • Hautkrankheiten, Neigung zu Sommerekzem
  • Lahmheiten ohne diagnostisch zu erkennende Ursachen
  • Unfruchtbarkeit
  • EMS / ECS, Pseudocushing
  • Insulinresistenz
  • Hufrehe
  • PSSM-artige Symptomatik, Muskelerkrankungen
  • COPD / equines Asthma
  • Mauke, chronische Infektionen der Haut

Nicht selten kommt eine Kombination aus zwei oder drei der Symptombilder vor, doch auch bei nur einer auftretenden Symptomatik könnte es sich theoretisch um eine Zinkverwertungsstörung handeln. Vor allem bei therapieresistenten Problematiken oder wechselnden Symptombildern und sogenannten „Montagspferden“, die ein Problem nach dem anderen haben, lohnt sich ein Test auf KPU.

Der Urintest auf KPU

Die Zinkverwertungsstörung des Pferdes wird besonders schonend und einfach aus dem Urin bestimmt. Dort wird der Komplex aus den Pyrrolen und Zink, Vitamin B6 und Mangan aus dem Körper ausgeschleust.

Was brauchen Sie dafür?

Die Probennahme ist besonders einfach und ohne tierärztliche oder therapeutische Unterstützung möglich. Sie benötigen lediglich eines der von uns bereitgestellten Spezialröhrchen, ein sauberes Einmachglas oder ähnliches und – bei manchen Pferden mehr als bei anderen – eine Portion Geduld.

Sie können sich das Probenmaterial besonders einfach in unserem Online-Shop bestellen und bekommen dieses kostenfrei von uns zur Verfügung gestellt. Nun fangen Sie den Urin Ihres Pferdes in einem sauberen Einmachglas auf und füllen ihn in das kleine durchsichtige Röhrchen um. Darin enthalten ist ein weißes, kristallines Pulver, welches den Urin und den Kryptopyrrol-Komplex darin stabilisiert, bis er von uns im Labor untersucht werden kann. Das kleine Röhrchen stecken Sie fest verschlossen in das dunkelbraune Schutzgefäß, damit die Probe lichtgeschützt, bruch- und auslaufsicher an uns gesendet werden kann. Dafür nutzen Sie bitte die vorgesehenen Rücksendetaschen.

Beachten Sie bitte, dass ca. 7-10 Tage vor der Probengewinnung keine hochdosierten Mineralfutter und Vitaminpräparate gefüttert werden sollten, da diese den Test verfälschen können. Setzen Sie also Mineralienergänzungen und Vitaminpräparate mindestens eine Woche vorher ab.

Tipps und Tricks für die Uringewinnung

Vielleicht gehört auch Ihr Pferd zu den Kandidaten, die in Anwesenheit eines Menschen nicht gerne urinieren. Das kann die Gewinnung von Urin für einen KPU-Test durchaus schwieriger gestalten. Hier gibt es einige Tipps und Tricks, wie Sie Ihr Pferd zum Pinkeln animieren können. Viele Pferde urinieren gerne in frisch eingestreute Boxen, oder nach der Rückkehr von Paddock oder Koppel. Manche Pferde haben regelrecht ein Ritual entwickelt. Hier lohnt es sich, einmal genauer zu beobachten, wie sich Ihr Pferd den Tag über verhält. Es gibt auch eher ungewöhnliche Angewohnheiten. Manche Pferde urinieren beispielsweise immer beim Ausritt oder bei einer längeren Hängerfahrt.

Sollte eine Uringewinnung partout nicht möglich sein, so können erste Anzeichen auf eine KPU bereits in einem Blutbild erahnt werden. Dies ist natürlich nur eine Verdachtsdiagnose – eine aussagekräftige Diagnostik ist dem Urintest vorbehalten.

KPU Röhrchen
Testmaterial KPU

Die Ergebnisse und deren Interpretation

Sie bekommen die Ergebnisse in der Regel innerhalb von 3-4 Werktagen von uns per Mail zurückgesendet. Auch für Laien ist die Interpretation des Ergebnisses leicht möglich. Das Ergebnis wird farblich und durch einen klar definierten Negativ-Positiv Bereich dargestellt.

Ein Kryptopyrrol-Wert bis ca. 30 ist vollkommen normal und als KPU-negativ zu bewerten.

Ein Ergebnis im Bereich von 30-45 ist als grenzwertig anzusehen. Hier kann, muss aber noch keine Behandlung erfolgen.

Ab einem Ergebnis von 45 und aufwärts ist eine KPU höchst wahrscheinlich und eine Therapie dringend angeraten, um die Symptomatik abzufangen.

Als zweiten Wert finden Sie den „Indikan-Wert“ auf Ihrem Befundbogen. Dieser ist ein Marker für die Darmgesundheit. Da die KPU oft mit einer Dysbiose des Darms einhergeht, wird die Testung des Indikan-Wertes standardmäßig von uns mitbestimmt. Ein Indikan-Ergebnis von 0 und 1 zeigt an, dass der Darm Ihres Pferdes absolut gesund ist und keine weitere Behandlung benötigt. Das Ergebnis 2 ist als grenzwertig anzusehen und Indikanwerte von 3 und 4 sollten therapiert werden.

Indikan ist dabei ein Syntheseprodukt der Aminosäure Tryptophan, die die Pferde mit dem Heu aufnehmen. Tryptophan wird vorwiegend von anaeroben Bakterien zu Indikan umgewandelt und zeigt bei übermäßig anfallenden Mengen eine beginnende oder manifeste Dysbiose des Darms an. Sie können also davon ausgehen, dass bei einem positiven Ergebnis die Darmflora Ihres Pferdes nicht mehr arttypisch zusammengesetzt ist und eine Darmsanierung Ihrem Pferd Erleichterung verschafft.

Die Behandlung einer KPU

Für die Behandlung der KPU verweisen wir Sie gerne zu unserer Partnerfirma Natusat GmbH. Die Futtermittelfirma unter der Leitung von Frau Schwaller-Barina hat sich auf die orthomolekulare Behandlung und Fütterung von Pferden spezialisiert und berät Sie mit langjähriger Erfahrung und speziell für die KPU entwickelten Zusatzfuttermitteln.

Therapie durch orthomolekulare Ergänzung

In der Humanmedizin wird die KPU durch die Supplementierung mit Zink- und Vitamin B6-haltigen Präparaten geprägt. Beim Pferd gehen wir einen kleinen Schritt weiter und liefern unseren Tieren alle Mineralien und Vitamine, die sie benötigen. Diese Art der Therapie wird bezeichnet als „orthomolekular“. Dies bedeutet, dass die essenziellen Vitamine und Mineralien dem Pferd durch das Futter – in diesem Falle ein gutes Mineralfutter – geliefert werden.

Wie der Mensch auch so produziert das Pferd die Vitamine und Mineralien nicht selbst, sondern ist auf die Aufnahme durch das Futter angewiesen. Gerade Pferde mit einer manifesten Zinkverwertungsstörung haben hier oft Probleme. Durch die Ergänzung eines vollwertigen Mineralfutters und eines speziell auf die KPU abgestimmten Zusatzfutters wird das Pferd von Nüstern bis Schweifspitze optimal unterstützt und der Stoffwechsel normalisiert sich mit der Zeit.

Hier empfehlen wir Ihnen aus Überzeugung die zwei Produkte der Firma Natusat.

Dr. Eilers spezial – das vollwertige Mineralfutter

Es hat sich gezeigt, dass vor allem Pferde mit KPU organisch gebundene Mineralien besser aufnehmen können. Deshalb liegen Zink, Mangan, Eisen und auch Selen im Dr. Eilers spezial in ihrer organisch gebunden Form vor. Auch die so wichtigen B-Vitamine, die dem KPU-Pferd verloren gehen, sind in ausreichender Tagesdosis im Dr. Eilers enthalten und stabilisieren den aus dem Gleichgewicht geratenen Stoffwechsel.

Milki Pyrol – das Zusatzfutter extra für KPU

Das Milki Pyrol bildet die zweite Basis der KPU-Therapie und liefert dem Pferd genau das, was durch seine KPU verloren geht: Zink, Mangan und die ganze Palette der B-Vitamine. Gemeinsam mit dem Dr. Eilers spezial füttern Sie also die doppelte Menge an Zink, Mangan und B-Vitaminen als ein gesundes Pferd benötigt. Das führt zu schnell sichtbaren Erfolgen und trainiert den Stoffwechsel auf effektive Weise, sodass Sie nach einer individuell bemessenen Zeit der Behandlung (ca. 1-2 Jahre) das Milki Pyrol als Zusatzpräpart wieder weglassen können.

Ein kleiner Hinweis: Milki Pyrol und Dr. Eilers spezial erzielen in Kombination schnell sichtbare Erfolge. Beachten Sie, dass Sie eines davon morgens und das andere in der Abendfütterung geben, damit die Transportsysteme im Verdauungstrakt des Pferdes die Mineralien und Vitamine effektiv und ohne große Verluste aufnehmen und verwerten können.

Futterumstellung

Um eine nachhaltige Verbesserung für das KPU-Pferd zu bewirken, hilft es natürlich nicht, nur Zink und B-Vitamine zu füttern. Eine ganzheitliche Betrachtung der Lebensumstände, der Fütterung und Haltung des Pferdes muss durchgeführt werden.

KPU-Pferde profitieren von einer Stressreduktion. Achten Sie beispielsweise mal darauf, ob Ihr Pferd sich mit dem Nachbarn in der Box nebenan gut versteht, oder ob es beispielsweise immer die Ohren anlegt oder gegen die Trennwand tritt. Ist dies der Fall, so steht Ihr Pferd dauerhaft unter Stress, was den Organismus extrem belastet. Aber auch in größeren oder kleineren Herden kann es sehr stressig zugehen, wenn sich einige oder mehrere Pferde einfach nicht gut vertragen. Hier kann eine Umstellung oder sogar ein Stallwechsel teilweise Wunder wirken.

Auch die Fütterung sollten Sie kritisch überprüfen. Viele KPU-Pferde vertragen kein Getreide. Verzichten Sie also auf Hafer, Mais, Gerste oder andere Getreidesorten und ernähren Sie Ihr Pferd mit einem getreidefreien Ersatz, beispielsweise Reischalenkleiepellets. Auch auf sehr zuckerhaltige Futtermittel, wie frische und getrocknete Karotten und Äpfel oder sehr viele Leckerlies sollten Sie, zumindest anfangs, sehr strikt verzichten.

Heulage und Silage sind für KPU-geplagte Pferde ebenfalls ein klares Tabu. Stattdessen sollte das KPU-Pferd mit ausreichend Heu von bester Qualität und bei Bedarf mit staubarmem, schimmelfreiem Stroh versorgt werden.

Ist KPU heilbar?

Grundsätzlich ist das eine schwere Frage. KPU ist ja keine Krankheit. Es handelt sich um eine Entgleisung des Stoffwechsels, die möglicherweise durch falsche Fütterung, durch Probleme in der Aufzucht, oder durch eine langwierige Krankheitsgeschichte entstanden ist. Hier ist prinzipiell alles denkbar, was den Stoffwechsel des Pferdes durcheinanderwürfelt.

Unsere Erfahrung zeigt, dass mit einer adäquaten Therapie, die lang genug durchgehalten wird, die große Mehrheit der Patienten zu einem Status völliger Symptomfreiheit gelangt. Ziel der Behandlung ist es immer, den Stoffwechsel soweit zu trainieren und zu stabilisieren, dass Sie das Milki Pyrol absetzen können. Das Dr. Eilers spezial als vollwertiges Mineralfutter wird zumeist lebenslang benötigt und liefert auch nach erfolgreicher Behandlung leicht verwertbares Zink und Mangan und ausreichende Mengen an B-Vitaminen, um das KPU-Pferd gesund zu erhalten.

Weitere offene Fragen?

Bitte zögern Sie nicht, Ihre Fragen in die Kommentare zu schreiben, oder sich direkt mit uns in Verbindung zu setzen! Schreiben Sie mir gern eine Mail an: badura@sension.eu

Fragen, die die Fütterung und orthomolekulare Behandlung Ihres Pferdes betreffen, richten Sie bitte direkt an die Firma Natusat, unter der Mail: beratung@natusat.de

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